ITIL® oder DevOps? Beide Frameworks im Vergleich

In unserem Alltag sehen wir uns immer wieder mit „neuen“ Frameworks konfrontiert und zwischen den Anhängern kommt es häufig zu einem regelrechten Glaubenskrieg. Vorurteile regieren hier wie da – zum Beispiel gilt ITIL als zu alt und zu starr, bei Scrum hingegen macht angeblich jeder, was er will. Man könnte jetzt beispielsweise sagen: Dann orientieren wir uns eben ab sofort an DevOps. Aber diese Überlegung kann man schon jetzt getrost über Bord werfen, denn kein Framework liefert den Masterkey. Die Frage lautet eher: Welches Framework ist für mein Unternehmen besser geeignet – und gibt es nicht doch mehr Gemeinsamkeiten zwischen ITIL 4 und DevOps​​​​​​​, als man glaubt?

Die Grundpfeiler von ITIL 4

ITIL ist ein Best Practice Framework, das heißt, dass es weiterentwickelt wird, je nachdem, welche Abläufe sich in der Realität bewähren. Bei DevOps geht es dem Wortlaut nach um das Zusammenbringen von Entwicklung und Betrieb, es geht aber auch um das Einbringen von QA, Informationsecurity, beziehungsweise um alle an der Wertschöpfung beteiligten Bereiche, um sicherzustellen, dass man schneller, besser und produktiver arbeiten kann. Hierzu adaptiert man unterschiedliche Philosophie- und Managementrichtungen. Das klingt nicht danach, als würden sich die beiden ausschließen. Schon Gene Kim betonte, dass sich ITIL und DevOps nicht ausschließen, sondern gut zusammen angewendet werden können.

In ITIL 4 gibt es sieben Grundprinzipien, die ein Unternehmen bei der Adaption bzw. der Anpassung von ITIL unterstützen. Diese sind:

  1. Fokus on Value (Wertorientierung)
  2. Start where you are (Dort beginnen, wo man steht)
  3. Progress iteratively with feedback (Sich iterativ mit Feedback weiterentwickeln)
  4. Collaborate and promote visibility (Zusammenarbeit und Sichtbarkeit/Transparenz fördern)
  5. Think and work holistically (Ganzheitlich denken und arbeiten)
  6. Keep it simple and practical (Auf Einfachheit und Praktikabilität achten)
  7. Optimize and automate (Optimieren und Automatisieren)

Das Konzept der vier Dimensionen des Service Managements beschäftig sich mit den Perspektiven, aus denen das Service Value System betrachtet werden soll, um eine Wertschöpfung durch wertvolle Produkte und Services zu gewährleisten. Diese sind:

  1. Value Streams und Prozesse
  2. Organisation und Menschen
  3. Informationen und Technologie
  4. Partner und Lieferanten

Die Grundpfeiler von DevOps

In DevOps gibt es ebenfalls einige Ansätze, die die wesentlichen Säulen, Konzepte und Werte von DevOps darstellen, etwa das Akronym CALMS:

  1. Culture
  2. Automation
  3. Lean
  4. Measurement
  5. Sharing

Des Weiteren sind aus den Büchern u. a. von Gene Kim weitere Grundprinzipien bekannt, die DevOps prägen. Dem Buch „The Phoenix Project“ ist das Drei-Wege-Modell zu entnehmen:

I. Erster Weg: Flow

II. Zweiter Weg: Feedback

III. Dritter Weg: kontinuierliches Experimentieren und Lernen

Aus dem Buch „The Unicorn Project“ hingegen kennen wir die fünf Ideale:

  1. Locality und Simplicity
  2. Focus, Flow and Joy
  3. Improvement of Daily Work
  4. Psychological Safety
  5. Customer Focus

Zum Kern vordringen: ITIL und DevOps im Vergleich

Die einzelnen Eckpfeiler der Frameworks klingen nicht nur ähnlich, sondern lassen sich auch gut kombinieren. Im ITIL Grundprinzip „Wertorientierung“ geht es unter anderem darum, den Servicekonsumenten in den Fokus zu rücken, um Produkte und Services zu generieren, die ihm einen tatsächlichen Mehrwert liefern. Das DevOps-Ideal des „Customer Focus“ setzt ebenfalls hier an.

Im Grundprinzip „Dort beginnen, wo man steht“ liegt ein Fokus darauf, den Istzustand zu bestimmen, um zu bewerten, was wiederverwendet werden kann, seien es Abläufe, Technologien oder Ähnliches. Dieses erzielt man unter anderem durch objektive Messungen. Diese Überlegungen finden sich auch bei den Messungen aus CALMS und dem dritten Ideal von DevOps, „Improvement of Daily Work“. Hierbei geht es vor allem um den Abbau von technischen Schulden (technical debt), welche immer wieder zu Störungen und Verzögerungen führen.

Das ITIL Grundprinzip „Sich iterativ mit Feedback weiterentwickeln“ beschäftigt sich vor allem damit, Aufgaben in kleinere, handlichere Schritte aufzuteilen, die in einem übersichtlichen Zeitrahmen abgeschlossen werden können, damit man den Fokus aufrechterhält und einer Analyselähmung entgegenwirkt. Sowohl beim ersten Weg von DevOps als auch beim zweiten Ideal wird dieser Punkt aufgegriffen.

Beim Grundprinzip „Zusammenarbeit und Sichtbarkeit/Transparenz fördern“ geht es unter anderem darum, die Transparenz von Entscheidungen sicherzustellen, die Fähigkeiten von Mitarbeitern richtig zu nutzen, den Ablauf von Work in Progress zu verstehen, Engpässe zu identifizieren und Verschwendung zu erkennen. Dieser Ansatz findet sich auch im Lean und dem Sharing aus CALMS und vor allem in der DevOps-Kultur sowie im ersten Weg und im ersten und zweiten Ideal wieder.

Anderer Fokus, gleiches Prinzip

Im Grundprinzip „Ganzheitlich denken und arbeiten“ muss man verstehen, dass alle Aktivitäten und Ressourcen des Unternehmens voneinander abhängig sind. Diese Gesamtbetrachtung hat man in DevOps über das erste und das zweite Ideal sowie den ersten Weg.

Der Fokus im Grundprinzip „Auf Einfachheit und Praktikabilität achten“ liegt darauf, Wertschöpfung als Entscheidungskriterium zu festigen. Alles, was nicht zur Wertschöpfung beiträgt, ist wahrscheinlich Verschwendung und gehört unterlassen. Auch hier erkennt man im ersten Weg, dem Lean aus CALMS sowie dem ersten und zweiten Ideal Parallelen.

Last but not least geht es im Grundprinzip „Optimieren und Automatisieren“ darum, etwas so effektiv wie möglich zu gestalten, solange es dafür eine sinnvolle Begründung gibt. Diese Begründung liegt in der Regel in der Lieferung von Mehrwert. Automatisierung erfolgt nicht um ihrer selbst willen, sondern um schneller, fehlerfreier und effektiver zu arbeiten, aber vor allem, um die begrenzte Zeit von Mitarbeitern sinnvoll zu nutzen und nicht zu viel Zeit mit repetitiven Aufgaben zu verschwenden. Die Automatisierung aus CALMS sowie das zweite und dritte Ideal schlagen in dieselbe Kerbe.

Die kulturellen Aspekte aus DevOps, also Culture und eine Kultur des Teilens aus CALMS, sowie das zweite und vierte Ideal werden vor allem in der ITIL Dimension Organisation und Menschen gewürdigt. Vor allem die kulturellen Änderungen dürfen aber nicht vernachlässigt werden, denn wie schon Peter Drucker sagte: „Kultur verspeist Strategie zum Frühstück“.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass ITIL und DevOps mehr Überschneidungen in ihren Frameworks haben, als vielleicht bekannt ist. Die Schwerpunkte liegen auf unterschiedlichen Bereichen, dennoch geht es darum zu prüfen, was auf das eigene Unternehmen angewendet werden kann.

Sie sind neugierig geworden und möchten die Schwerpunkte der Frameworks kennenlernen oder wissen, was für Sie die passende Lösung wäre? Dann vereinbaren Sie einen Beratungstermin oder rufen Sie uns an.

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