Ist SAFe® wirklich agil?

Aktuell gibt es viele Möglichkeiten, mit Hilfe von Frameworks oder Methoden Agilität ins Unternehmen einzuführen. Ein Framework, das großes Lob bekommt und gleichzeitig kritisiert wird, ist SAFe – das Scaled Agile Framework.

SAFe ist ein Rahmenwerk, das sich an dem Wissen vieler weiterer Methoden bedient und damit versucht, Lösungen mit mehreren agilen Teams zu entwickeln. Die Fragen, die ich dabei häufiger gestellt bekomme: Bremsen die vielen Methoden und Strukturen nicht den agilen Gedanken? Brauchen wir mit SAFe länger für unsere Transformation?

Von der Struktur zur Verantwortung

Auf diese Fragen eine kurze Antwort zu geben, ist schwierig. Zunächst würde ich behaupten, dass Strukturen sinnvoll sind und wir sie bei der Implementierung von agilen Denkweisen definitiv benötigen. Sobald wir es geschafft haben, diese mit Erfolg anzuwenden, können wir Strukturen minimieren und mehr in die Selbstverantwortung übergehen – doch das dauert. Agil zu arbeiten bedeutet also nicht, dass wir ohne Strukturen, Regeln oder Pläne arbeiten können. Zu Beginn sind diese Dinge extrem wichtig, auch wenn sie je nach Reifegrad eines Teams oder der Organisation minimiert werden könnten. Bedeutet dies, dass wir länger brauchen, um wirklich agil zu werden? Und ist es dann überhaupt wirklich agil?

SAFe legt den Fokus auf Lösungen

Das Scaled Agile Framework konzentriert sich neben der Unternehmensentwicklung auch darauf, Lösungen anzubieten, die von mehreren agilen Teams gleichzeitig entwickelt werden. Das bedeutet: Agile Teams sollten schon vorhanden sein. Mindset und Regeln innerhalb der Teams sollten bekannt sein und gelebt werden. Eine Veränderung der Denkweise innerhalb eines Unternehmens braucht Zeit, die diesem Prozess in einigen Unternehmen aber nicht gegeben wird.

Wenn wir innerhalb von SAFe von Strukturen und hierarchischen Rollen sprechen, heißt dies nicht, dass wir hierbei in „veralteten“ Entscheidungsstrukturen unterwegs sind. Es wird vielmehr versucht, den Fokus auf die zu entwickelnde Lösung zu setzen und zu überlegen, wie viele agile Teams (Scrum Master, Product Owner und Developer) benötigt werden, um diese Lösung inkrementell in hoher Qualität zu liefern.

Neben diesen agilen Teams versucht das Scaled Agile Framework Rollen einzuführen, die diese Entwicklung von „oben“ koordinieren und verbessern sollen (z.B. Release Train Engineer & Product Management). Mit dem Hinweis, nach Reifegrad der Teams Rollen anzupassen, ist es möglich, gut ausgebildete Scrum Master einzusetzen, die mehrere agile Teams betreuen können. Ebenfalls kommt es immer darauf an, welches Ziel mit dem Framework erreicht werden soll und somit darauf, welche Ebene von SAFe benutzt wird.

Transparenz, Entscheidungsfindung und Verantwortung in SAFe

Meiner Meinung nach setzen viele Unternehmen ihren eigenen Fokus falsch. Zu viele Rollen hemmen die Entwicklung und die Entscheidungsfindung zwischen den Ebenen. Aber auch mit wenigen Rollen kann uns genau das Gleiche passieren. Was will ich damit sagen? Versuchen Sie, Ihren Fokus nicht nur auf die Rollen zu legen, sondern auch auf Rahmenbedingungen, die die Arbeit dieser Rollen vereinfachen sollen, z. B. Transparenz, Entscheidungsfindung oder Selbstverantwortung.

Transparenz und die richtige Entscheidungsfindung können uns dabei unterstützen, weniger Zeit in unserer Entwicklung zu verlieren. Häufig sind Ergebnisse schon „da“, aber müssen beispielsweise noch in einen formalen Report eingepflegt werden. Eher empfehle ich eine Plattform oder ein entsprechendes Tool, auf dem wir versuchen, relevante und aktuelle Informationen abzubilden. Diese Informationen sind für die wichtigsten Rollen und Stakeholder transparent und jederzeit zu erreichen. Versuchen Sie ebenfalls, zu überlegen, welche Entscheidungen Sie selbst fällen müssen und welche Entscheidungen Teams eigenständig treffen können. Damit erreichen wir schnellere Entscheidungsprozesse und bauen gleichzeitig Vertrauen und Motivation in den Teams auf. Dies sind nur einige wenige Rahmenbedingungen, auf die auch das Scaled Agile Framework eingeht.

Ich persönlich komme zu dem Ergebnis, dass SAFe für mich agil ist. Wir müssen nur darauf achten, wie agil das Unternehmen schon ist, sonst kann die Implementierung des Ganzen natürlich länger dauern und die Agilität, die wir uns erhoffen, nicht erreicht werden.

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